Kirche in Zeiten der Pandemie: Erfahrungen – Einsichten – Folgerungen | Thomas Schlag & Ilona Nord | Deutsches Pfarrerblatt 12/2021 #2
Neue Zürcher Zeitung | An der Universität Zürich untersuchen Forscher, wie Corona unser Leben verändert | 15.11.2020
Press Release | Digitalization in the church: diverse experiences and thoughtful assessments | 14.09.2020
einBlick – Uni Würzburg | Kirchen in der Corona-Krise | 09.06.2020
theologiestudium.ch | «Die Komfortzone existiert vor der Kamera nicht mehr» | 08.06.2020
uzh | «Hört mich hier jemand?» | 03.06.2020
reformiert. | Der Online-Gottesdienst wirkt wie ein Brennglas | 27.05.2020
kathpress.at | Kirche & Corona: Universität Wien an internationaler Studie beteiligt | 28.05.2020
ORF.at | Kirche und Coronavirus: Uni Wien an Studie beteiligt | 28.05.2020
kath.ch | Was bleibt vom digitalen Schub? | 25.05.2020
Life Channel Radio | Wie die Kirchen die Corona-Pandemie durchlebt haben | 05.06.2020
Katholische Kirche im Kanton Zürich| Risiken und Nebenwirkungen von Online-Kirche | 18.05.2020
feinschwarz.net | Wie kommen die Kirchen durch die Krise? Zum Start einer großen Studie | 25.05.2020
Die Eule | Hope-Storytelling in Zeiten von Corona | 07.05.2020
contoc
Churches Online in Times of Corona
Internationales, ökumenisches Forschungsprojekt zur digitalen Präsenz der Kirchen unter den Bedingungen von Versammlungsbeschränkung und Abstandsgebot während der COVID-19-Pandemie.
Ein gemeinsames Projekt von
- Prof. Dr. Thomas Schlag, / Dr. Sabrina Müller, Theologische Fakultät – Zentrum für Kirchenentwicklung (ZKE), Universität Zürich
- Prof. Dr. Ilona Nord, Universität Würzburg, Institut für Evangelische Theologie
- Dr. Arnd Bünker, Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut (SPI)
- Prof. Dr. Wolfgang Beck, Phil.-Theol. Hochschule Sankt Georgen, Lehrstuhl für Pastoraltheologie
- Prof. Dr. Georg Lämmlin, Sozialwissenschaftliches Institut der EKD (SI)
Voraussetzung: Die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie
Seit Beginn des Jahres 2020 hat sich eine weltweite Pandemie durch COVID-19 ereignet. Zu den wichtigen Gesundheitsmaßnahmen gehörten Kontaktbeschränkungen, Reiseverbote, die Einschränkung des wirtschaftlichen Lebens, ein „lockdown“ weiter Teile des öffentlichen Lebens und die staatlichen Anordnungen zum „Social distancing“ im persönlichen Umgang. Von diesen seit etwa Mitte März 2020 in vielen Staaten beschlossenen Maßnahmen ist auch die kirchliche Praxis unmittelbar betroffen.
So erfolgte etwa in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) wie in den katholischen Diözesen in Deutschland am 19.3.2020 im Zuge der Versammlungsverbote auch die Einstellung von gottesdienstlichen Versammlungen. Ähnliche Prozesse betrafen auch die Kirchen in der Schweiz. Die Möglichkeiten seelsorglicher Begleitung, sozial-diakonischer Hilfsangebote und kirchlicher Bildungsarbeit mussten in der folgenden Zeit massiv eingeschränkt werden.
Der Forschungsgegenstand: Digitale Angebote und ihre Produktionsbedingungen
In dieser sehr weitgehenden Einschränkung des kirchlichen Lebens, die neben den Gottesdiensten auch Bestattungen, Chöre und alle anderen Formen kirchlicher Versammlungen in Gruppen und Kreisen betraf, wurde die Kommunikation in einer Vielzahl von Formaten digitalisiert. Es entstanden Kontaktnetze, Online-Gottesdienste wurden gestreamt und vielfältige Angebote in den Bereichen kirchlicher Bildung, Seelsorge und Diakonie entwickelt. Teilweise entstanden kombinierte Konzepte aus analogen und digitalen Elementen.
Diese Kommunikationsformen wurden von unterschiedlichen Akteuren aufgebaut und zielten in ihrer Reichweite auf verschiedene Kontexte und Zielgruppen. Im Zentrum des Forschungsprojekts steht zum einen die Frage nach der Gestaltung dieser Angebote und nach den Bedingungen, unter denen sie entwickelt und gestaltet wurden. Zum anderen soll in den Blick kommen, inwiefern diese Angebote in einer wieder veränderten Situation und der Rückkehr zu gottesdienstlichen Versammlungen weiter bestehen werden. Auch die Rückwirkungen dieser Digitalisierungsdynamiken auf das Rollen- und Selbstverständnis der kirchlichen Akteure sowie auf die Organisation kirchlicher Praxis soll untersucht werden.
Der Forschungsansatz: Befragung der Akteurinnen und Akteure pastoraler Praxis
Das Forschungsvorhaben CONTOC zielt auf eine empirische, repräsentative Erhebung der Entwicklung und Durchführung insbesondere digitaler kirchlicher Angebote unter den Bedingungen der COVID-19-bedingten Kontakt- und Versammlungsbeschränkungen im Zeitraum von März bis Juni 2020, also von der Osterzeit bis Pfingsten 2020.
Die Idee der vornehmlich quantitativ ausgerichteten Umfrage liegt darin, sehr zeitnah die Erfahrungen der digitalen Umstellung in der pastoralen Praxis zu erheben. Dabei liegen weniger die technischen Herausforderungen, die hier entstanden sein mögen, im Fokus des Interesses. Vielmehr zielt die Studie auf Erkenntnisse darüber ab, was von den neuen Formen pastoraler Arbeit für die nähere Zukunft im kirchlichen und gemeindlichen Kontext zu lernen ist.
Die Umfrage richtet sich an hauptamtlichen Berufsgruppen im kirchlich-pastoralen Spektrum. Deren Bezeichnungen und Berufsprofile variieren zwischen den Konfessionen, Regionen und Ländern: Pastor/innen, Seelsorger/innen, Pfarrer/innen, Priester und Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferent/innen und Theolog/innen.
Insbesondere die Handlungsfelder Gottesdienst, Seelsorge, Bildung, Diakonie und Kommunikation werden in der Befragung in den Blick genommen. Darüber hinaus wird in pastoraltheologischer Hinsicht nach den Erfahrungen, Einschätzungen und möglichen Konsequenzen pastoraler Praxis und des Selbstverständnisses der Menschen in kirchlichen Ämtern gefragt. Dies verbindet sich mit Perspektivfragen für die zukünftigen Unterstützungsnotwendigkeiten im Bereich von pastoraler “digital literacy”.
Um ein möglichst hohes Maß an Repräsentativität zu erreichen, arbeitet die Studie mit einer Online-Umfrage unter den Personen, die über zentrale Mailverzeichnisse der Kirchen erreichbar sind und in ihrer pastoralen Praxis auf den genannten kirchlichen Handlungsfeldern tätig sind.
Die Studie will aktuelle Dynamiken und Veränderungen auf möglichst vielen kirchlichen Handlungsfeldern (Gottesdienst, Seelsorge, Diakonie, Bildung, gemeindliche Kommunikation, Arbeitssituation der Pfarrpersonen und digitale Kompetenz) erheben und von dort aus mögliche Zukunftsperspektiven eröffnen.
Das Forschungsteam hat sich intensiv der Frage gestellt welche Akteurinnen und Akteure im Rahmen einer solchen Umfrage in den Blick nehmen können. Auch organisatorische und fragebogenspezifische Notwendigkeiten Einfluss auf die Entscheidung genommen.
Diese Überlegungen haben letztlich zu einer Fokussierung auf die Pfarrpersonen geführt – wohl wissend, dass vieles an digitalen Innovationen gerade nicht von diesen organisiert wurde. Gerade weil unserem Eindruck und unserer Recherche nach in diesen Zeiten tatsächlich sehr viele Personen und Gruppen in den Gemeinden engagiert sind, hätte die Integration aller Verantwortlichen allerdings einen nicht realisierbares Umfragedesign ergeben. Sowohl die thematische Einheitlichkeit als auch die Auswertungsmöglichkeiten hätte nicht realisiert werden können.
Dennoch versuchen wir innerhalb des Bogens in verschiedenen offenen Fragen an die Pfarrpersonen die aktuellen Gemeindewirklichkeiten aus einer, zugegebenermassen nur pastoralen Sicht, zu erheben.
Auf diesem Wege versuchen wir eine ganze Reihe von Aspekten gemeindlicher Interaktion und Kooperation in den Blick zu bekommen. Je nach dem wie sich die Ergebnisse dieser Befragung darstellen wird sich eine gute Grundlage ergeben, mittelfristig mit weiteren qualitativen Methoden an weitere verantwortliche Akteurinnen und Akteure in den Gemeinden heranzutreten. Dies ist uns auch deshalb wichtig und notwendig, weil wir kirchentheoretisch gesprochen nur eine wirklich partizipationsoffene kirchliche Kommunikations- und Handlungskultur für zukunftsfähig halten.
Zur Durchführung: Ökumenische und internationale Vergleichbarkeit
Die Umfrage richtet sich an Pfarrpersonen und Seelsorgende und wird in Kirchen verschiedener Konfessionen und Denominationen auf sechs Kontinenten durchgeführt: Im deutschsprachigen Bereich erfolgt die Erhebung in Deutschland, der Schweiz und in Österreich, in anderen Sprachregionen in Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, Dänemark, Finnland, Ghana, Großbritannien, Hong Kong, Kanada, Malta, Namibia, den Niederlanden, Paraguay, Schweden, Singapur, Südafrika, Südkorea, Ungarn, den USA und Uruguay.
Untersuchungszeitraum und Ergebnisse
Der Untersuchungszeitraum beginnt am 29. Mai 2020 und endet am 12. Juli 2020, 23:59 Uhr. Die ersten Ergebnisse werden im Oktober 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt.